Suggestopädie: Mit Rhythmus, Musik und Begeisterung gegen Lernbarrieren.
Shownotes
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Die heutige Folge taucht tief in die Welt der Suggestopädie ein, ein Konzept von Georgi Losanov, das weit mehr ist als nur „Superlearning“ mit klassischer Musik. David und Barbara erörtern, warum diese Methode trotz ihres teilweise „komischen Images“ essenzielle Werkzeuge für die heutige Pädagogik bereithält. Ein zentraler Aspekt ist die Erkenntnis, dass wir als Lehrpersonen immer manipulieren – die Suggestopädie hilft uns dabei, dies bewusst und positiv zu tun, indem wir Lernangebote unterbreiten, die das Gehirn gerne annimmt.
Ein Highlight des Gesprächs ist die detaillierte Betrachtung der Rhythmisierung des Unterrichts. Ein idealer Lernmoment beginnt laut Barbara mit einem besonderen Augenblick, einem „Mind-Opener“, der die Motivation weckt. Ob es eine humorvolle Geschichte, ein absichtlicher Stolperer oder ein Lorio-Clip ist – das Ziel ist es, die Aufmerksamkeit sofort zu gewinnen und eine emotionale Verbindung zum Thema herzustellen. In den Erarbeitungsphasen spielt Musik eine tragende Rolle, sei es als beschwingter Hintergrund bei Präsentationen oder als ruhiger Anker in der Stillarbeit.
Ein tiefgreifendes Thema der Episode sind die Glaubenssätze. Barbara schildert eindrücklich, wie ein Perspektivwechsel ihre Sicht auf „schwierige“ Menschen veränderte: Ein schwieriger Schüler ist oft schlicht ein Mensch in Schwierigkeiten, der mit Überforderung oder Beschämung kämpft. Durch Techniken wie den Rollenwechsel – im Beispiel als „Maggie“ im Französischunterricht – können eigene Barrieren wie die Angst vor Fremdsprachen spielerisch umgangen werden.
David und Barbara plädieren dafür, den Mut zu haben, den Unterricht wieder mit Freude und Überraschungen zu füllen. Sie geben praktische Tipps, wie man kleine „Störungen“ wie versteckte Aufgabenblätter nutzt, um den Fokus der Lernenden zurückzugewinnen. Die Folge schliesst mit der Ermutigung, die Suggestopädie als einen frischen Blickwinkel zu betrachten, der das „Rad des Lernens“ von einer neuen, begeisternden Seite zeigt.
Transkript anzeigen
00:00:01: Barbara Messer Hallo David, ich kenne da etwas, das hört sich an wie eine Krankheit und es ist auch genauso ansteckend.
00:00:01: David Sigos Barbara.
00:00:09: Barbara Messer Hast du eine Ahnung, wovon ich spreche?
00:00:12: David Sigos Ansteckend wie eine Krankheit.
00:00:14: David Sigos Ich hoffe, ich kriege es nicht.
00:00:17: David Sigos Ja, erzähl mir, was ist es?
00:00:18: David Sigos Suggestopädie.
00:00:18: Barbara Messer Es ist die Suggestopädie und ich habe sogar lange gebraucht, bis ich das aussprechen könnte.
00:00:23: Barbara Messer Darüber möchte ich mit dir heute sprechen.
00:00:25: Barbara Messer Was ist Suggestopädie?
00:00:27: Barbara Messer Was kann man damit machen?
00:00:28: Barbara Messer Und vor allen Dingen, was würde sich dadurch in der Schule verändern?
00:00:31: David Sigos Also hilf mir mal mit dem Wort Suggesto, das muss ja irgendetwas mit Suggerieren sein.
00:00:37: Barbara Messer Ja, genau.
00:00:38: David Sigos Und Pedi ist ja wahrscheinlich so die Lehre oder so.
00:00:41: Barbara Messer Es hat was Subtiles.
00:00:43: Barbara Messer Also ich will etwas suggerieren letztendlich, aber vom Kernwort her kommt es aus dem Englischen to suggest, etwas vorzuschlagen.
00:00:52: Barbara Messer Also in der Suggestopädie werden sehr viele Lernangebote, sehr viele Vorschläge gemacht.
00:00:58: David Sigos Lernangebote, okay.
00:00:58: Barbara Messer Das ist sozusagen der Hintergrund.
00:01:01: Barbara Messer Aber es geht auch um Suggestion, Desuggestion.
00:01:03: Barbara Messer Also was kann ich beeinflussen, was nicht, was läuft peripher.
00:01:07: Barbara Messer Also es hat schon auch so ein bisschen was, ich möchte mal sagen, Suggerierendes.
00:01:13: Barbara Messer Und wer sich mit Suggestopädie beschäftigt, aus meiner Erfahrung, der beschäftigt sich auch damit, dass wir manipulieren.
00:01:19: Barbara Messer Denn das tun wir ja doch, wenn wir unterrichten.
00:01:22: David Sigos Eben, und ich wollte eben fragen, ja, habe ich nachher tolle Werkzeuge zu haben, wie ich andere Menschen oder Kinder manipulieren kann?
00:01:30: Barbara Messer Ja, du hast super Werkzeuge zu manipulieren.
00:01:34: Barbara Messer Und die Sogestopädie ist so ein bisschen angestaubt auch, weil sie ist ein Konzept aus dem letzten Jahrhundert, kann man ja sozusagen sagen.
00:01:43: Barbara Messer Und ist sehr traditionell gewesen mit sehr viel Rhythmisierung, klassischen Lernkonzerten.
00:01:49: Barbara Messer Es wurde teilweise sehr dogmatisch betrieben.
00:01:52: Barbara Messer Es hat auch eine Nähe zum Superlearning, wo du einfach mit Fantasiereisen, mit Entspannung in Flow-Zuständen sehr intensiv Sprachen lernst.
00:02:03: Barbara Messer So beschäftigt sich die Sogestopädie auch damit, wie kann jemand sehr gut lernen und es gibt eine lange Geschichte, wo es herkommt, aber nicht.
00:02:11: Barbara Messer Gregori Lozanoff ist ganz entscheidend, der sich eben auch damit beschäftigt, wie können wir am besten Informationen aufnehmen.
00:02:19: Barbara Messer Und was mich damals so beeindruckt hat, er ist mit einer Opernsängerin zusammen gewesen und da kam das ganze Thema klassische Musik und Frequenzen und Schwingungen auch.
00:02:29: Barbara Messer Also in welchem Wellenzustand können wir am besten Informationen aufnehmen?
00:02:35: Barbara Messer Wann sind wir besonders wach, munter?
00:02:36: Barbara Messer Wann lernen wir peripher und ähnliches?
00:02:40: David Sigos Du hast Superlearning gesagt.
00:02:42: David Sigos Nun, ich habe mich da mal mit Persönlichkeitsentwicklungsmenschen, Schrägstrich Gurus, auseinandergesetzt.
00:02:51: David Sigos Und da fiel mir zum ersten Mal dieses Wort gegen Superlearning.
00:02:58: David Sigos Ja, dubios war das vielleicht von den anderen Personen her.
00:03:04: David Sigos Aber hilf mir mal bitte, es nicht mehr als dubios zu betrachten.
00:03:08: Barbara Messer Es ist auch nicht dubios, weil man kann das sehr pragmatisch betrachten, was ich oft tue, weil ich einfach viel unterrichtet und gelehrt habe und es noch weiterhin tue.
00:03:17: Barbara Messer Es gibt fünf zentrale Wirkfaktoren und die sind das, was man meiner Meinung nach jetzt auch sehr gut aus der Suggestopädie entnehmen kann und sie für sich nutzen kann.
00:03:17: David Sigos Vielen Dank.
00:03:28: Barbara Messer Und es gibt auch ein Zitat, was da heißt,
00:03:31: Barbara Messer Es gibt keine Sogestopädie, sondern nur Sogestopäden, also Menschen, die so gestopädisch arbeiten.
00:03:37: Barbara Messer Und da das eine Fülle ist an Möglichkeiten, sind diese fünf Wirkfaktoren sehr interessant.
00:03:41: Barbara Messer Du hast sie ja auch schon einmal kennengelernt.
00:03:45: Barbara Messer Das ist auf jeden Fall das multisensorische Arbeiten, also dass ein Inhalt so
00:03:51: Barbara Messer so reichhaltig, so multisensorisch wie möglich aufbereitet wird, dass es was zum Schmecken gibt, zum Riechen, das ist natürlich nicht immer ganz leicht, zum Hören, zum Fühlen, zum Sehen, zum Ausprobieren, also dass die verschiedenen Lerntypen bedient werden, ja.
00:04:04: David Sigos Also mit allen Sinnen.
00:04:05: David Sigos Also mit allen Sinnen, ja.
00:04:08: Barbara Messer Mit allen Sinnen.
00:04:09: Barbara Messer Und das ist ganz herausfordernd, weil wir ja normalerweise einen Unterricht oder ein Training so aufbereiten, wie es für uns am schönsten wäre.
00:04:17: Barbara Messer Das heißt, wir sind selbst im bevorzugten Lernkanal oder in der Art und Weise, im Stil, wie wir das gerne mögen und vergessen vielleicht die anderen.
00:04:26: Barbara Messer Von daher ist das schon auch für mich zumindest immer eine ganz wichtige Erinnerung, wenn ich wieder eine Session oder etwas vorbereite.
00:04:34: Barbara Messer Ach ja, was ist denn mit den Auditiven?
00:04:36: Barbara Messer Weil die vergesse ich oft.
00:04:38: Barbara Messer Ja.
00:04:40: David Sigos Ich habe das jetzt ehrlich gesagt vorher nie so gehört und ich bin ja doch schon ein paar Jahre unterwegs da in der Pädagogik.
00:04:48: David Sigos Was meinst du, warum wurde das ausgelassen in der pädagogischen Hochschule?
00:04:56: Barbara Messer weil es vielleicht suspekt erschien, weil es auch teilweise esoterisch rüberkam.
00:05:02: Barbara Messer Ich musste damals auch unterschreiben, dass ich nicht zu Scientology gehöre, als ich im Berufsverband der Sogestopäden war.
00:05:09: Barbara Messer Also das hat teilweise auch ein komisches Image.
00:05:12: David Sigos Mhm.
00:05:13: Barbara Messer Da werden dann...
00:05:15: Barbara Messer auch Sachen gemacht wie Kreistänze oder Ähnliches und das wirkt auf den einen oder anderen vielleicht irritierend.
00:05:20: Barbara Messer Und da es sehr kreativ ist, kann sein, dass Menschen sagen, also das kann ja gar nichts bringen, das ist ja nur bunt und verspielt, ja.
00:05:29: Barbara Messer Aber ein weiterer Wirkfaktor ist zum Beispiel auch die Rhythmisierung, also dass eine Unterrichtseinheit wirklich einem Rhythmus unterliegt, der auch für mich zum Beispiel sowas ist wie ein roter Faden.
00:05:41: Barbara Messer Das ist für mich sehr ernst zu nehmen.
00:05:43: Barbara Messer Es kann aber sein, dass wenn man das von außen betrachtet, das dann einfach zu verrückt wirkt.
00:05:49: David Sigos Das wird auf jeden Fall betrieben.
00:05:51: David Sigos Das ist ein grosses Thema an den pädagogischen Hochschulen im Unterricht.
00:05:56: David Sigos Da gehe ich dann sehr gerne später mit dir in die Tiefe, was das für dich bedeutet, das Rhythmisieren des Lernens des Unterrichts.
00:06:04: David Sigos Da bin ich schon sehr gespannt, ja.
00:06:07: Barbara Messer Ja, das nächste ist auch der Einsatz von Musik.
00:06:10: Barbara Messer Und das ist etwas, was ich erst gar nicht so verstanden habe, aber wenn ich an ein klassisches Lernkonzert denke, da wird der Text von der Lehrerin vorgetragen zu klassischer Musik, sodass das Ganze sehr beschwingt ist.
00:06:29: Barbara Messer Dann gibt es die Musik.
00:06:29: David Sigos Gesungen oder gesprochen?
00:06:31: Barbara Messer Es kann auch gesungen werden.
00:06:33: Barbara Messer Also es werden auch mit Musik genau Inhalte wiederholt, zum Beispiel in Form eines Raps oder der Mönchsgesang ist etwas sehr Schönes.
00:06:42: Barbara Messer Daraus habe ich meine Methode der Gemeindegesang abgeleitet.
00:06:46: Barbara Messer Also die Musik trägt, die Musik beschwingt, sie wird, ruhige Musik wird eingesetzt in Erarbeitungsphasen, wilde Musik mal in der Pause oder wenn dieses, ja, das Lernkonzert ist klassisch, das ist sozusagen immer ein gesprochener Text.
00:07:01: Barbara Messer Für mich ist das jetzt die aktive Präsentationseinheit in einer Unterrichtssequenz, wo eben die Lehrperson den Stoff präsentiert
00:07:09: Barbara Messer Und da ist das Thema Drama, Intensität natürlich total spannend, dass die Schüler auch Lust haben, sich damit zu beschäftigen.
00:07:17: Barbara Messer Und wenn ich jetzt an meine Kontexte denke, dass ich eine Inhouse-Schulung mache in einem Unternehmen und schon vor dem Unterricht, vor dem Training läuft Musik, die die Menschen hören, wenn sie in den Raum kommen,
00:07:31: Barbara Messer dann haben sie das Gefühl, oh, hier passiert ja etwas oder hier ist es interessant oder hier ist es auch beschwingt, hier passiert etwas.
00:07:40: Barbara Messer Also die Musik kann für ganz verschiedene Aspekte des Lernens eingesetzt werden.
00:07:47: David Sigos Jetzt musst du mir ein bisschen helfen.
00:07:49: David Sigos In der heutigen Zeit mit Spotify habe ich Millionen von Liedern.
00:07:55: David Sigos Wie wählst du aus?
00:07:56: David Sigos Wie bestimmst du oder nach welchen Kriterien bestimmst du ein Lied für welchen Lerninhalt oder Phase oder was auch immer?
00:08:06: Barbara Messer Also ich setze sie jetzt nicht ein.
00:08:08: Barbara Messer Die Suggestopädie wird ja häufig auch im Sprachunterricht zum Beispiel verwendet.
00:08:12: Barbara Messer Das mache ich ja nicht.
00:08:13: Barbara Messer Ich benutze Musik als Hintergrund und ich benutze sie nach einer intensiven Einheit, dass ich dann sage, jetzt spiele ich dieses Lied und ich bitte einfach nur sitzen zu bleiben und auf dieses Lied zu hören und zuzuhören.
00:08:30: Barbara Messer Und dann geht das in die Pause über zum Beispiel.
00:08:33: Barbara Messer Und das sind auch Lieder, wo die Texte
00:08:35: Barbara Messer eine Wirkung haben.
00:08:38: Barbara Messer Oder wenn jetzt zum Beispiel ein Großgruppenformat aufgebaut wird, wie die Messe oder ähnliches, dann habe ich Hintergrundmusik, dass die Gespräche der Teilnehmer geschützt sind sozusagen.
00:08:53: Barbara Messer Also wenn Menschen in einem Raum sind und ich sage, bitte tauscht euch zu zweit aus, dann haben ja die Menschen auch Sorge, dass man sie hört.
00:09:00: Barbara Messer Und das möchte ich vermeiden, indem ich zum Beispiel Musik im Hintergrund habe.
00:09:04: David Sigos Aber eben, wie wählst du aus?
00:09:07: David Sigos Welchen Stil verwendest du oft?
00:09:11: Barbara Messer Das sind meine Lieblingslieder.
00:09:13: Barbara Messer Ich nehme klassische Musik für dramatische Sequenzen.
00:09:16: Barbara Messer Ich nehme Lieblingslieder.
00:09:19: Barbara Messer Zum Beispiel gibt es ein Lied von ganz schön Feist.
00:09:23: Barbara Messer Das heißt, warum sind wir hier?
00:09:23: David Sigos Okay, ja.
00:09:24: David Sigos Okay.
00:09:25: Barbara Messer Das nehme ich dann mal auch, wenn die Menschen sich fragen, was ist eigentlich der Sinn von all dem?
00:09:30: Barbara Messer Dann spiele ich dieses Lied.
00:09:33: Barbara Messer Ich habe Entspannungsmusik.
00:09:35: Barbara Messer Ich habe früher von Rainer Molzahn viel Musik genommen.
00:09:40: Barbara Messer Ich habe früher viel mit Fantasiereisen gearbeitet.
00:09:42: Barbara Messer Das heißt, ich habe Trancen oder Fantasiereisen gesprochen.
00:09:46: Barbara Messer Dann nehme ich da Musik, die ich gelernt habe, die ich selber kennengelernt habe, zu denen ich gut sprechen kann.
00:09:52: Barbara Messer Also sowas übe ich ja auch zu Hause.
00:09:55: Barbara Messer Ja, das ist so eine Liste, die ich dann habe, die heißt dann Seminar 1, Seminar 2.
00:10:00: Barbara Messer Ja.
00:10:02: David Sigos Ja, an alle Hörerinnen und Hörer, ganz schön feist, geht mal da rein.
00:10:09: David Sigos Die sind wirklich witzig und auch extrem gut getextet, finde ich.
00:10:13: David Sigos Also es reimt sich sehr, sehr flüssig.
00:10:16: David Sigos Also ich liebe ganz schön feist.
00:10:17: David Sigos Ja.
00:10:18: Barbara Messer Okay, das wusste ich gar nicht, dass wir da noch eine weitere Gemeinsamkeit haben.
00:10:23: Barbara Messer Ja, ein weiterer Wirkfaktor ist der Gruppenprozess.
00:10:26: Barbara Messer Und der hat, also dass man auf den Gruppenprozess wirklich auch bewusst achtet.
00:10:31: Barbara Messer Dazu gehört zum Beispiel, dass die Menschen immer wieder in unterschiedlichen Konstellationen zusammenarbeiten.
00:10:37: Barbara Messer Dass es Einzelarbeit gibt, dass es Paararbeit gibt, Gruppenarbeit, dass die Gruppen immer wieder wechseln.
00:10:42: Barbara Messer sodass die Menschen sich auch immer wieder zusammen erleben, unterschiedliche Eindrücke voneinander haben, dass die Gruppen herausgefordert werden, dass sie kommunizieren können, dass sie angespornt werden.
00:10:53: Barbara Messer Also dass wirklich für das Erleben als Gruppe oder Klasse im Bereich Schule wirklich was stattfindet.
00:10:59: Barbara Messer Das ist ein ganz wichtiger Fokus, weil es natürlich auch das Eingebettetsein ausmacht in den Unterricht, in die Schule, in den Klassenverband, ja.
00:11:08: Barbara Messer Also für mich als Lehrende ist die Gruppe ein ganz wichtiger Fokus.
00:11:13: Barbara Messer Was tue ich, um die Gruppe zu nähren?
00:11:16: Barbara Messer Ja.
00:11:18: David Sigos Wenn ich bis jetzt so deine Punkte höre von der Suggestopädie, muss ich sagen, da ist eigentlich schon extrem viel übernommen worden.
00:11:26: David Sigos Das wird oft gemacht.
00:11:29: David Sigos Also die Sachen beobachte ich tatsächlich im Unterricht, also mindestens mal bei uns in der Schweiz.
00:11:38: David Sigos ja, die Gruppen, also die unterschiedlichen Gruppenzusammensetzungen, das ist ein grosses Thema, das wird oft gemacht.
00:11:49: David Sigos Die verschiedenen Sinne einbeziehen, das natürlich viel weniger.
00:11:56: David Sigos Das vermisse ich oft.
00:11:58: Barbara Messer Und ich denke, dass... Entschuldigung.
00:11:58: David Sigos Sei es nur mal Bewegung, also ich beobachte leider immer wieder,
00:11:59: Barbara Messer Ja, ja.
00:12:05: David Sigos wenn ich auf Unterrichtsbesuch bin, als Schulleiter, wie auch 7, 8, 9-jährige Kinder 45 Minuten auf dem Stuhl sitzen müssen.
00:12:17: David Sigos Also, ich spreche es an, aber ich kann ja leider nicht alle dazu zwingen.
00:12:24: David Sigos Genau.
00:12:25: David Sigos Ja.
00:12:26: Barbara Messer Das wird auch noch wichtiger werden, weil wir immer mehr Digitalisierung im Unterricht haben.
00:12:33: Barbara Messer Und dieses Tablet oder Padlet, also dieses elektronische Ding, das verändert natürlich.
00:12:37: David Sigos Ja, also ein Kreidestaub vom Finger lecken ist schon ein Unterschied, als ein iPad zu lecken.
00:12:41: Barbara Messer Das ist auch nochmal anders als Kreide, die an den Fingern riecht oder die Kreide, die man in die Hand nimmt oder die Stifte, mit denen man malt, die riechen ja auch, Wachser riechen ja zum Beispiel.
00:12:53: Barbara Messer Das verändert sich.
00:13:00: Barbara Messer Ja.
00:13:02: David Sigos Das ist schon, ja, fühlt sich anders an, genau.
00:13:06: Barbara Messer Aber was du sagst, David, das unterstreiche ich.
00:13:08: Barbara Messer Ich denke, vieles ist wirklich in die Schule eingezogen, weil die Suggestopädie ist ja schon tatsächlich länger da.
00:13:15: David Sigos Mhm.
00:13:16: Barbara Messer Und dennoch kann man sich immer wieder, denke ich, an so etwas orientieren, weil ein wichtiger Wirkfaktor ist auch das Thema Suggestion und Desuggestion.
00:13:24: Barbara Messer Da geht es darum, was sende ich denn eigentlich als Lehrperson an Suggestionen,
00:13:31: Barbara Messer Was habe ich für Glaubenssätze über das Thema, über die Klasse, über einzelne Schüler?
00:13:37: Barbara Messer Sich das bewusst zu machen, weil wir das ja letztendlich auch ausstrahlen.
00:13:42: Barbara Messer Wenn wir ein Kind nicht mögen, dann steht uns das ja ein bisschen auf der Nase geschrieben.
00:13:48: David Sigos bist du jetzt bei der anderen Bedeutung von to suggest.
00:13:48: Barbara Messer Ja.
00:13:52: Barbara Messer Ja, das ist das Thema Suggestion, Desuggestion.
00:13:54: Barbara Messer Wie gehe ich denn eigentlich mit meinen eigenen Glaubenssätzen um?
00:13:58: Barbara Messer Welche Haltung habe ich?
00:14:01: Barbara Messer Wie nehme ich die Lernängste?
00:14:02: Barbara Messer Also bei der Suggestopädie geht es viel um Lernbarrikaden und Lernängste.
00:14:07: Barbara Messer Was tue ich, um Kindern Ängste zu nehmen?
00:14:11: Barbara Messer Und dazu gehört ein Teil, auch eben selber zu reflektieren.
00:14:14: Barbara Messer Was sende ich denn?
00:14:16: Barbara Messer Wie gehe ich mit den Menschen um?
00:14:18: David Sigos Wie meinst du, Zenden, also verbal oder das Nonverbale oder die Wortwahl?
00:14:26: Barbara Messer Ja, wenn ich zum Beispiel sage, wir haben heute ein echt schwieriges Thema, dann ist es was anderes, als wenn ich sage, dieses Thema jetzt ist extrem spannend.
00:14:29: David Sigos Mhm.
00:14:29: David Sigos Mhm.
00:14:37: Barbara Messer Ich bin neugierig, wie ihr hinterher darüber denkt.
00:14:41: David Sigos Okay, Wortwahl, ja.
00:14:42: David Sigos Mhm.
00:14:42: Barbara Messer Das macht meiner Meinung nach schon aus, wie strahle ich selber zum Thema, da bin ich wieder bei dem Thema Feuer, aber wie begegne ich eben auch Kindern, die Ängste haben, die blockiert sind, die meinen, ich kann das nicht und mache ich die jetzt schlecht, habe ich den Fokus auf ihre Defizite oder mache ich eben wieder ein Angebot, einen Vorschlag, wie wir anders an dieses Thema herangehen können, dass das Kind gar nicht mehr über seine Angst nachdenkt.
00:15:13: David Sigos Okay.
00:15:15: David Sigos Ja, Glaubenssätze.
00:15:17: David Sigos Das ist für mich schon ein grosses Thema.
00:15:21: David Sigos Und besonders die bewussten Glaubenssätze.
00:15:26: David Sigos Das wird aktuell an den pädagogischen Hochschulen in der Innenkantin Zürich ausgelassen.
00:15:33: David Sigos Wirklich komplett ausgelassen.
00:15:36: David Sigos Ich finde es echt tragisch,
00:15:39: David Sigos immer ich bekomme die schwierigen Jungs.
00:15:43: David Sigos Das ist wirklich der Glaubenssatz, den ich schon ein paar Mal so gehört habe von 50-jährigen Lehrpersonen, die schon seit 30, 25 Jahren im Beruf sind.
00:15:53: David Sigos Immer ich bekomme die schwierigen Jungs.
00:15:56: David Sigos Ja.
00:15:56: David Sigos Genau.
00:15:59: Barbara Messer Ja, da stimmt dann vielleicht was nicht.
00:16:02: Barbara Messer Und was ist ein schwieriger Junge?
00:16:04: Barbara Messer Ja.
00:16:06: Barbara Messer Also ich hatte, das haben wir ja in einer anderen Folge schon besprochen, Schwierigkeiten beim Russischlernen im Sprachlabor.
00:16:13: David Sigos Ja, ja.
00:16:13: Barbara Messer Also ich habe Probleme, Fremdsprachen zu lernen und habe den Glaubenssatz, ich kann das nicht.
00:16:19: Barbara Messer So und dann kam ich in meine Grundausbildung Sogestopädie.
00:16:23: Barbara Messer Die begann mit einem absolut genialen Wochenende, eine Spracheinheit Französisch.
00:16:29: Barbara Messer Und ich dachte so, oh nein, das möchte ich nicht.
00:16:31: Barbara Messer Ich kann doch gar keine Sprachen.
00:16:33: Barbara Messer Es hält mir doch so schwer.
00:16:35: Barbara Messer Und dann merkte ich wenige Stunden später, ich war vollkommen begeistert, ich habe plötzlich Französisch gesprochen und einer der wichtigsten Drehmomente war zum Beispiel, ich durfte eine andere Persönlichkeit annehmen.
00:16:48: Barbara Messer Also ich war nicht mehr als Barbara in diesem Kurs, sondern als Maggie aus England und bin jetzt in diesem Französischunterricht.
00:16:49: David Sigos Ah ja.
00:16:55: Barbara Messer Wir haben ein Fest gefeiert, wir haben alles Mögliche gemacht.
00:16:59: Barbara Messer Und das ist für mich dieses Thema Suggestion, Desuggestion.
00:17:02: Barbara Messer Es war plötzlich nicht wie erwartet strenger, schwerer Fremdsprachenunterricht, sondern es war freudvoll und lustig.
00:17:10: Barbara Messer Ja, ja.
00:17:10: David Sigos Ja, der Rahmen und der Kontext wurde verändert.
00:17:14: David Sigos Also quasi im Raum, auch wenn es ein gedanklicher Raum war, und auch die Gestalt, also die Person quasi wurde gewechselt.
00:17:22: David Sigos Ja.
00:17:23: Barbara Messer Ja, ich durfte als eine andere Figur nochmal neu anfangen sozusagen.
00:17:27: Barbara Messer Und dann war das eben eine, auch die kann sowieso Sprachen.
00:17:30: Barbara Messer Also ich hatte meine Handicaps nicht mehr dabei.
00:17:33: David Sigos Okay, spannend.
00:17:33: Barbara Messer Das war schon klasse.
00:17:37: David Sigos Glaubenssätze.
00:17:39: David Sigos Lass uns mal gegenseitig erzählen, weil ich weiss es ja wirklich nicht, wie hast du damit mal begonnen?
00:17:49: David Sigos Ich finde die Transaktionsanalyse extrem spannend.
00:17:57: David Sigos diese unbewussten Geschichten, bis wir das wissen, damit wir uns weiterentwickeln können, ist ja ein grosses Thema und
00:18:08: David Sigos Wenn wir uns nicht damit beschäftigen, dann bleiben wir eben, wie diese Lehrerin, die ich angesprochen habe, jahrzehntelang in den gleichen Glaubenssätzen, weil sie einfach nicht bewusst gemacht werden.
00:18:22: David Sigos Wann hast du mal damit begonnen oder wie bist du reingerutscht?
00:18:27: David Sigos Wie kamst du zu deinen eigenen Glaubenssätzen, also zum Bewusstmachen deiner Glaubenssätze?
00:18:33: Barbara Messer Ich hatte ein kardinales Erlebnis in einer Weiterbildung in meiner Altenpflegetätigkeit.
00:18:40: Barbara Messer Und zwar, wenn ein alter Mensch demenzkrank oder den Stempel Demenz hat, dann hat er ja andere Verhaltensweisen und verhält sich teilweise ablehnend mir als Pflegekraft gegenüber.
00:18:53: Barbara Messer Und in einer Weiterbildung habe ich verstanden, warum er das tut.
00:18:57: David Sigos Hm.
00:18:58: Barbara Messer dass er an einer bestimmten Lebensphase vielleicht auch gescheitert ist und das Thema noch aufarbeitet.
00:19:04: Barbara Messer Und da habe ich das erste Mal verstanden, dass ich mich in die Füße von jemandem zu versetzen habe, den ich eigentlich schwierig finde.
00:19:12: Barbara Messer Weil das sind ja Menschen, die schlagen dich, die kommen mit irgendeinem Stuhl in der Hand auf dich zu oder beschimpfen dich.
00:19:19: Barbara Messer Und ganz schwierige Situationen, wie ich dachte, also schwierige Bewohner, bis ich verstanden habe,
00:19:27: Barbara Messer Die sind in einer absoluten Bedrohlie, in einem Engpass.
00:19:31: Barbara Messer Die kommen nicht zurecht, die sind überfordert, deswegen werden sie laut.
00:19:34: Barbara Messer Also ich habe verstanden, ein schwieriger Bewohner ist ein Mensch in Schwierigkeiten und es liegt an mir, ihm verständnisvoll zu begegnen.
00:19:43: David Sigos Mmh.
00:19:43: David Sigos Mmh.
00:19:44: Barbara Messer Das war für mich außerhalb, sage ich jetzt mal, Schule mein Augenöffner.
00:19:49: Barbara Messer Und dann gab es ganz viel in meinen NLP-Ausbildungen, wo ich gemerkt habe, welche Ängste reiten mich.
00:19:55: Barbara Messer Also wie bin ich selber als Lehrperson durch meine Ängste getrieben?
00:20:01: Barbara Messer Und einer war eben, ich bin nicht glaubwürdig, wenn ich das jetzt sage, weil ich zum Beispiel noch nicht ausreichend studiert habe oder keinen akademischen Titel oder ähnliches.
00:20:12: Barbara Messer Da war ich also mit meinen eigenen
00:20:14: Barbara Messer Ängsten konfrontiert und habe gemerkt, wie sie mich blockieren.
00:20:17: Barbara Messer Und daran habe ich dann gearbeitet.
00:20:20: Barbara Messer Und da ist immer wieder für mich der Wahrnehmungspositionswechsel entscheidend gewesen, mich in die Person hinein zu versetzen, von der ich denke, kritisiert zu werden.
00:20:30: Barbara Messer Und plötzlich zu merken, die beschäftigt ja was ganz anderes, als was ich so denke, wie sie ist.
00:20:36: Barbara Messer Und das ist für mich das mit dem schwierigen Schüler.
00:20:39: Barbara Messer Der ist in Schwierigkeiten, der hat Stress.
00:20:41: Barbara Messer Dem fehlt etwas.
00:20:43: David Sigos Genau.
00:20:44: David Sigos Und da habe ich wirklich gemerkt, es ist sehr, sehr, sehr oft entweder Beschämung oder Überforderung.
00:20:55: David Sigos Sei es über die Sinne, über die Lautstärke, über das Setting, über den Raum, über die Anwesenheit, über die Anwesenheit,
00:20:55: Barbara Messer Ja.
00:21:06: David Sigos über eben Glaubenssätze, also entweder sind sie beschämt oder einfach überfordert und nicht böse und wollen jetzt leid tun.
00:21:17: David Sigos Also es tut mir immer auch leid für die vielen Lehrer und Lehrerinnen, die das persönlich nehmen, die die
00:21:25: David Sigos ärgern sich, dass der jetzt wieder reinschwarzt und wieder nicht still sitzen kann.
00:21:30: David Sigos Und dann kommen die älteren Gespräche, da bin ich dann oft dabei.
00:21:35: David Sigos Und das Kind muss jetzt lernen, still zu sitzen.
00:21:40: David Sigos Dann frage ich im 1 zu 1 Gespräch natürlich nicht vor den Eltern, muss es das wirklich lernen und wozu?
00:21:48: David Sigos Und dann entstehen die interessanten Gespräche, wo auch Glaubenssätze vorkommen.
00:21:53: Barbara Messer Vielen Dank.
00:21:56: David Sigos Ich oder man kann nur lernen, wenn man still sitzt.
00:22:01: David Sigos Das ist für mich leider ein sehr gängiger Glaubenssatz, der sehr weit verbreitet ist.
00:22:07: Barbara Messer Ja, ich habe das ja auch erlebt.
00:22:11: Barbara Messer Ich habe ja viele Jahre in den Pflegeeinrichtungen Schulungen gemacht, Tagesveranstaltungen.
00:22:11: David Sigos Ja, da schläfst du ein.
00:22:11: David Sigos Ja.
00:22:11: David Sigos Ja.
00:22:16: Barbara Messer Und eine Pflegekraft ist den ganzen Tag auf den Beinen.
00:22:19: Barbara Messer Die können nicht still sitzen.
00:22:21: Barbara Messer Das heißt, ich habe Angst, wie soll das gehen?
00:22:24: Barbara Messer Ich habe dann gesagt, na klar kannst du dich hinstellen oder wenn du möchtest, setzt du dich woanders hin.
00:22:29: Barbara Messer Es ist ja das, die
00:22:30: Barbara Messer Wir müssen die Schraube im Kopf drehen, dass wir feststellen, uns stört das nur.
00:22:35: Barbara Messer Aber wenn ein Kind sich bewegen will, können wir doch froh sein, dass es in Bewegung lernt.
00:22:39: Barbara Messer Deswegen dieses Rhythmisierende.
00:22:41: Barbara Messer Es braucht dann immer wieder Phasen, wo der Stoff auch mit Bewegung verankert wird.
00:22:46: Barbara Messer Ja.
00:22:47: David Sigos Darum habe ich auch aufgehört, am Nachmittag Unterrichtsbesuche zu machen, weil ich konnte nicht dagegen ankämpfen und ich schlief praktisch immer ein.
00:23:00: David Sigos Mein Hirn läuft eigentlich auf Hochtouren mit Texten verfassen oder an den Konzepten arbeiten oder…
00:23:09: David Sigos Schnell, schnell von Problem A zu Problem B springen und hin und her.
00:23:15: David Sigos Und dann komme ich so in eine Klasse, am besten noch mit einer schweren Mahlzeit im Magen.
00:23:22: David Sigos Dann sitze ich da und die kritzeln da ganz langsam.
00:23:25: David Sigos Also die Buchstaben, das sind in der ersten, zweiten Klasse.
00:23:30: David Sigos Also ich musste wirklich...
00:23:31: Barbara Messer Vielen Dank.
00:23:33: David Sigos Taktiken anwenden, aufstehen, herumlaufen, Wasser trinken.
00:23:37: David Sigos Dann habe ich wirklich gemerkt, am Nachmittag geht es nicht.
00:23:41: David Sigos Das halte ich nicht aus.
00:23:42: David Sigos Und das liegt ja nicht daran, dass der Unterricht langweilig wäre, überhaupt nicht.
00:23:47: David Sigos Ich war quasi das Problem.
00:23:50: David Sigos Ja, lass uns mal doch rhythmisieren, hast du erwähnt.
00:23:53: David Sigos Das würde mich wirklich interessieren.
00:23:55: David Sigos Weil ich gehe davon aus, ich beobachte...
00:23:59: David Sigos Einige, sagen wir es mal so, Lehrerinnen und Lehrer, geben sich wirklich Mühe, den Unterricht zu rhythmisieren.
00:24:07: David Sigos Ich im Sport, ich komme ja aus der Sportwelt, achte extrem darauf.
00:24:12: David Sigos Man kann nicht 45 oder dann sogar 90 Minuten
00:24:17: David Sigos Hochleistung bringen und wenn man quasi 90 Minuten lang oder 45 Minuten lang nur ein bisschen rumsteht und kuschelt, dann flippen die Kinder auch aus.
00:24:28: David Sigos Also was heisst jetzt für dich, oder wenn wir das versuchen zu übertragen, wenn das andere mitnehmen wollen und lernen wollen oder einfach diese Elemente einbauen wollen, also was heisst für dich jetzt so eine ideale Rhythmisierung?
00:24:47: Barbara Messer Ja, es fängt an mit einem besonderen Moment.
00:24:54: Barbara Messer Und dann kommt als nächstes, also es fängt auch wirklich einfach an.
00:24:58: Barbara Messer Es geht nicht so eins ins andere über, sondern es muss meiner Meinung nach anfangen mit einem besonderen Moment.
00:25:06: Barbara Messer Und dann kommt erst mal die Motivation zum Thema.
00:25:10: David Sigos Du meinst gleich von Beginn weg.
00:25:10: Barbara Messer Also ich, ja, genau, gleich am Anfang,
00:25:14: David Sigos Also nicht, nicht, hallo liebe Klasse, bla bla bla, sondern...
00:25:18: Barbara Messer Ja gut, das kann ich noch sagen.
00:25:19: Barbara Messer Guten Tag, ihr Lieben.
00:25:21: Barbara Messer Ich freue mich, euch zu sehen und dann fange ich an mit etwas.
00:25:25: Barbara Messer Dann mache ich einen Übergang zu einem besonderen Moment.
00:25:29: Barbara Messer Also ich mache mir Gedanken.
00:25:31: Barbara Messer Ich nenne das persönlicher den Mind Opener.
00:25:34: Barbara Messer Das heißt Decoding im klassischen so gestopädischen Unterricht.
00:25:37: Barbara Messer Wie kriege ich die Motivation der Menschen?
00:25:40: Barbara Messer Was kann ich tun, dass sie Lust auf dieses Thema kriegen?
00:25:43: Barbara Messer Das ist für mich die Erreichung der affektiven Lernzielebene.
00:25:43: David Sigos Nenn doch bitte ein paar Beispiele.
00:25:48: David Sigos Du machst mich neugierig.
00:25:50: David Sigos Was wären für dich so ein Mind-Opener?
00:25:52: Barbara Messer Ja, ich fange zum Beispiel auch ja bei mir im Führungskräftetraining mal hinten an, also dass ich mit der Auswertung anfange.
00:25:59: Barbara Messer Oder ich erzähle eine Geschichte, die begeisternd ist.
00:26:01: Barbara Messer Es ist eine spannende Präsentation.
00:26:05: Barbara Messer Wenn ich jetzt zum Beispiel, ich habe das Thema Crazy Days, also verrückt.
00:26:11: Barbara Messer verrückt im Führungskräftetraining, da zeige ich gleich zu Anfang von Loriot diese wunderschöne Sendung, also den Film, wo das Bild schief hängt.
00:26:23: Barbara Messer Ich glaube, das kennt jeder.
00:26:25: Barbara Messer Er ist Vertreter, der Herr Loriot kommt in ein Wohnzimmer, wartet einen Moment, es wird Musik gespielt und ihm fällt dann während des Wartens auf, dass ein Bild schief hängt.
00:26:34: Barbara Messer Er will das begradigen und dabei fällt alles andere eins nach dem anderen um.
00:26:39: Barbara Messer Und das ist für mich ein Beispiel für verrückt.
00:26:41: Barbara Messer Also da ist ein Bild verrückt, crazy heißt ja übersetzt verrückt.
00:26:46: Barbara Messer Es ist ein Bild verrückt und was sind die Folgen?
00:26:48: Barbara Messer Und das ist für mich das Bild für verrückt sein heißt, ich verrücke etwas und es reicht schon, wenn man eine Sache anders macht oder verrückt sozusagen.
00:26:58: Barbara Messer Oder ein Beispiel, was ich mit Unternehmen auch hatte, das Thema Arbeitssicherheit, Sicherheitstraining, Arbeitssicherheit, Sicherheit am Arbeitsplatz.
00:27:06: Barbara Messer Es ist wunderschön, wenn der Trainer in den Seminarraum kommt und stolpert die ganze Zeit über herumliegende Kabel, dann fällt ihm das noch hin, ein Flipchart fällt um und ein Stuhl.
00:27:16: Barbara Messer Das Ganze so in 30 Sekunden als Auftakt ist augenöffnend zum Beispiel.
00:27:20: David Sigos Mhm.
00:27:20: David Sigos Mhm.
00:27:20: David Sigos Mhm.
00:27:20: Barbara Messer Ja.
00:27:21: Barbara Messer Und dann kommt natürlich eine längere Präsentationsphase, die attraktiv ist, die begeisternd ist, wo die Menschen wirklich gefesselt sind.
00:27:31: Barbara Messer Das kann fünf bis zehn Minuten dauern.
00:27:33: Barbara Messer Dann ist erstmal ein Moment Luft holen.
00:27:35: Barbara Messer Dann darf es einen kleinen Moment Entspannung geben.
00:27:38: Barbara Messer Dann wäre für mich sowas dran wie eine Erarbeitungsphase oder Wiederholungsphase.
00:27:43: Barbara Messer Dann wird mit diesem Stoff gearbeitet.
00:27:46: Barbara Messer Und wenn präsentiert wird, wird immer geguckt, dass zum Beispiel, ich mache ja viel bildliche Präsentationen, dass ich ein Wort habe, eine Aussage, die habe ich auf einem Papier, auf einer Pappe oder irgendwo und dann gibt es noch einen symbolhaften Gegenstand, dass ich einen guten Link oder eine gute Eselsbrücke innerlich setzen kann.
00:28:06: Barbara Messer Also das Ganze ist die ganze Zeit anschaulich.
00:28:10: Barbara Messer Und dann gibt es einen Moment der Stille, wo vielleicht eine Einzelarbeit ist, wo ich mir Notizen mache, vielleicht eine kleine Entspannungsreise, das wird viel gemacht, dass ruhige Musik läuft, dass nochmal der Text zusammengefasst wird oder ich schreibe einen Dialog zu dem Thema und die Kinder lesen gemeinsam diesen Dialog.
00:28:10: David Sigos Mhm.
00:28:30: Barbara Messer Also ich bereite immer wieder die Happen auf, sodass es etwas Spannendes passiert und nach dem Spannenden gibt es auch wieder einen ruhigen Moment.
00:28:40: Barbara Messer Zum Beispiel, nehme ich jetzt drei Minuten und in der Schule würde ich sagen, mal ein Bild oder versuche das zu beschreiben.
00:28:40: David Sigos Mhm Mhm Mhm
00:28:51: Barbara Messer Ich habe einen Jim Wingate, ein ganz toller Engländer, den habe ich mal erlebt, der sagte zum Beispiel, jetzt such mal alle Wörter raus, die du doof findest in diesem Text oder die du schwer findest zu lernen.
00:29:04: Barbara Messer So, und jetzt sucht ihr zu zweit die tollen Wörter raus, die ihr schon kennt oder so.
00:29:08: Barbara Messer Das sind dann wieder ruhigere Phasen.
00:29:11: Barbara Messer Dann gibt es ein Quiz.
00:29:12: Barbara Messer Also es sind ganz verschiedene Phasen, die wie Ebbe und Flut hintereinander gesetzt werden, mal wilder, mal ruhiger.
00:29:19: David Sigos Okay.
00:29:20: Barbara Messer Und am Ende braucht es auch wieder wie einen denkwürdigen Anfang auch ein denkwürdiges Ende.
00:29:25: Barbara Messer Dass diese Einheit auch eine Einheit ist und gut in Erinnerung bleibt, gut anfängt und gut aufhört.
00:29:33: David Sigos Klingt für mich nach viel Arbeit und auch ein bisschen nach Übung, weil wenn du das praktisch für jede Lektion so durchziehen willst, musst du dir ja schon was überlegen.
00:29:46: David Sigos Aber ich höre heraus, und bitte widerspreche mir oder bestätige es, dass es gar nichts Gewaltiges sein muss.
00:29:54: David Sigos Das kann ja nun mal auch ein lustiges Wort sein oder ein Satz, der deplatziert ist, bewusst, der anregt.
00:30:02: Barbara Messer Ja, es ist total schön.
00:30:04: Barbara Messer Also es gibt so viele einfache Sachen.
00:30:06: Barbara Messer Einen Fehler einzubauen und abzuwarten, ob es jemandem auffällt.
00:30:10: David Sigos Ja, ja.
00:30:10: Barbara Messer Eine Lernaufgabe auszudrucken und im Klassenraum zu verstecken und alle zu bitten, zu suchen.
00:30:18: Barbara Messer Es gibt so viele kleine Quizmöglichkeiten, die ich auch im Moment machen kann.
00:30:22: Barbara Messer Ich kann ja auch Sachen wiederholen.
00:30:24: Barbara Messer Auch die Fernsehsendung, die TV-Show, mit der ich viel arbeite.
00:30:28: Barbara Messer Wenn ich die einmal als Format habe, dann kann ich die immer wieder anpassen und immer wieder machen.
00:30:33: Barbara Messer Die Schüler verstehen die, sie gehen da mit.
00:30:36: Barbara Messer Also
00:30:37: Barbara Messer Ja, und es ist Arbeit, aber ich bin ja auch der Meinung, genau das ist die Arbeit, die uns wieder in die Freude führt, unseres Kerngeschäftes, nämlich zu lehren und Menschen zu begeistern für ein Thema und sie wachsen zu lassen.
00:30:42: David Sigos Mhm.
00:30:42: David Sigos Mhm.
00:30:42: David Sigos Mhm.
00:30:53: Barbara Messer Ja, und man kann sich gegenseitig unterstützen im Kollegium, man kann Material vielfach verwenden.
00:30:59: Barbara Messer Es braucht eine gute Logistik, weil man mehr Material hat als nur das Tablet und die Kreide sozusagen.
00:31:09: David Sigos Wir wollen uns ja an dieser halben Stunde halten.
00:31:12: David Sigos Gerne würde ich jetzt zusammenfassen.
00:31:15: David Sigos Suggestopädie ist angestaubt.
00:31:23: David Sigos Ich denke, es sublimierte sich wahrscheinlich in andere Ideen und andere Methoden.
00:31:33: David Sigos Zuerst habe ich gedacht, das ist wirklich auch ein bisschen so etwas Suspektes.
00:31:38: David Sigos Aber jetzt, wo du mir genauer erzählst, muss ich sagen, ja, machen wir.
00:31:42: David Sigos Oder ja, machen wir ein bisschen anders.
00:31:46: David Sigos Ich denke, da wurde, ich habe ja natürlich auch ein bisschen nachgeschaut, in den 60er Jahren war das, glaube ich, mit dem Herrn Lozanow,
00:31:54: Barbara Messer Ja.
00:31:57: David Sigos Da floss viel davon ein.
00:32:04: David Sigos Musik wird leider oft nur im Zeichnen, heisst es bei uns, dann wird es eingesetzt.
00:32:16: David Sigos was mir noch in den Sinn kommt.
00:32:17: David Sigos Dann kann man sagen, ja okay, mach das bitte mehr oder mach das bitte alle.
00:32:22: David Sigos Ich habe schon immer wieder Lehrpersonen erlebt, die machen so ein ABC-Lied.
00:32:27: David Sigos Und dann höre ich die Kinder auch, wie sie das für sich so selber singen.
00:32:31: David Sigos Und sie merken sich das ABC viel, viel besser mit diesem Lied.
00:32:37: David Sigos Das ist mir auch aufgefallen.
00:32:40: Barbara Messer Ja, ich habe die Bundesländer mit meiner Tochter gelernt mit so einem Rap.
00:32:45: Barbara Messer Also Mecklenburg, Schwerin.
00:32:47: Barbara Messer Also wir haben dann immer das Land und die Hauptstadt, die Bundeshauptstadt, die bei euch die Kantone, einfach in so einen Rap gepackt zum Beispiel.
00:32:55: Barbara Messer Und wenn ich meine Tochter darauf anspreche, weiß sie das immer noch, obwohl das jetzt schon 20 Jahre her ist, oder knapp 20 Jahre.
00:33:04: Barbara Messer Es ist eine Kleinigkeit, ja.
00:33:05: David Sigos Und da kann man sogar das anknüpfen.
00:33:09: David Sigos Das lernst du zum Beispiel bei uns in der Mittelstufe.
00:33:11: David Sigos Das heisst, du bist schon 10, 11, 12 Jahre alt.
00:33:14: David Sigos Da können die ja den Rap selber entwickeln.
00:33:17: Barbara Messer Ja, genau.
00:33:18: David Sigos dann bleibt es ja noch mal hängen.
00:33:20: David Sigos Also das muss ja nicht die Lehrperson entwickeln, erstellen, sondern das können sogar die Kinder selber machen.
00:33:26: David Sigos Ja.
00:33:28: Barbara Messer Ja, ein Rap oder ein Vierzeiler, so ein Schlachtruf oder so etwas, das ist etwas, was schnell geht, was auch immer wiederholbar ist.
00:33:28: David Sigos Ja.
00:33:37: Barbara Messer Also fast doch das Wichtigste der Stunde heute in einem Vierzeiler-Rap zusammen.
00:33:43: David Sigos Ja, du hast mich schon beeinflusst.
00:33:46: David Sigos Ich hatte letztens eben eine Einführung von neuen Lehrpersonen und da war mir auch wichtig, kein langweiliges, der mit der Wand spricht oder betreutes Lesen.
00:34:01: David Sigos Das sind so die ganz üblen Geschichten mit PowerPoint.
00:34:03: David Sigos Also ich setzte wirklich kein PowerPoint ein, obwohl ich es, ich würde sagen, wirklich beherrsche.
00:34:09: David Sigos und erzeuge bewusst so einen kleinen Stressmoment.
00:34:14: David Sigos Weil ich habe da die Idee von dir abgeschaut mit den Zetteln unter dem Stuhl und das erzeugt schon mal Stress.
00:34:20: Barbara Messer Ja, ja.
00:34:24: David Sigos Also das weiss ich, oh nein, hoffentlich muss ich mich nicht losstellen oder mache ich keinen Fehler.
00:34:32: David Sigos Also dann ist der Fokus automatisch bei mir und die Leute sind nicht abgelenkt mit Handy oder den Problemen vorher.
00:34:42: David Sigos Eben so kleine, nennen wir es doch mal liebevoll, Störungen einbauen.
00:34:46: David Sigos Das macht eben Sinn, eben die nächsten Blätter zum Erarbeiten verstecken und suchen lassen.
00:34:54: David Sigos Das gefällt mir wirklich gut.
00:34:57: Barbara Messer Ja, und da ist wieder das Thema Suggestion, wie gehe ich selber damit um?
00:35:03: Barbara Messer Also wie zeige ich auch vielleicht Schwächen oder meine Freude?
00:35:07: Barbara Messer Also wenn ich das mit den drei Fragen unter den Stühlen mache, dass ich Verständnis habe, dass die Menschen oder die Kinder oder die Jugendlichen jetzt vielleicht ein bisschen nervös sind.
00:35:16: Barbara Messer Aber das kann ich an anderer Stelle Ihnen auch sagen.
00:35:18: Barbara Messer Ich bin übrigens auch manchmal nervös und das gehört für mich dazu.
00:35:22: Barbara Messer Also das ist genau das, das auch als menschliches Kriterium gelten zu lassen.
00:35:22: David Sigos Vielen Dank.
00:35:26: David Sigos Ja, und dann kommt es natürlich darauf an, wie man es macht.
00:35:30: David Sigos Also den Fragestil habe ich natürlich auch übernommen, der hat mir sehr gefallen.
00:35:35: David Sigos Weil es quasi so wie eine Unterstützung, eine Frage zu stellen, die banal ist einerseits, aber doch in diese Richtung geht.
00:35:44: David Sigos Oder man kann dann auch sehr witzig reagieren, so, oh, das war jetzt aber eine schon sehr freche Frage.
00:35:52: David Sigos Ja.
00:35:52: David Sigos obwohl man die ja quasi eben selber gestellt hat.
00:35:56: David Sigos Und dann hat man schon mal die Lacher, also den Opener, ist eigentlich schon mal da und die Stimmung ist auch schon mal angehoben.
00:36:03: Barbara Messer Ja, auch wenn wir jetzt überziehen, aber ich bringe das mal ganz kurz auf den Punkt.
00:36:07: Barbara Messer Die drei Fragen unter den Stühlen sind mit das beste Beispiel.
00:36:10: Barbara Messer Wenn ich zum Beispiel einen Workshop eröffne, wo ich sonst noch nie war, es ist nicht geklärt, ob wir uns duzen oder siezen und ähnliches, dann sind da drei Fragen.
00:36:19: Barbara Messer Die erste Frage, die dann unter einem Stuhl ist, Barbara, können wir bitte du sagen?
00:36:23: Barbara Messer Dann sage ich, okay, danke, dann hat sich das ja schon erledigt.
00:36:27: Barbara Messer Dann kommt das Zitat zu dem Buch mit dem Inhalte merkwürdig vermitteln.
00:36:31: Barbara Messer Und dann kommt auch noch eine Frage, sag mal Barbara, wird das heute langweilig?
00:36:35: Barbara Messer Und dann sage ich, ja, nein, natürlich nicht.
00:36:38: Barbara Messer Und dann sind Lacher im Raum und das ist genau die Überraschung, das Befreiende, was ganz viel bewirkt.
00:36:46: David Sigos Ich stellte auch die zweite Frage, du David, wie langweilig wird diese Einführung heute?
00:36:53: Barbara Messer Genau, die ist schön, die Frage.
00:36:55: David Sigos Dann habe ich ein bisschen so betroffen gespielt.
00:36:58: David Sigos Das ist schon eine sehr direkte Frage.
00:37:02: David Sigos Das ist wirklich gut.
00:37:04: David Sigos Gefällt mir.
00:37:04: Barbara Messer Das ist auch schön.
00:37:06: Barbara Messer Ich habe jetzt so viele Ideen im Kopf.
00:37:07: Barbara Messer Vielleicht sollten wir in einem anderen Podcast mal darüber sprechen.
00:37:11: David Sigos Ja, das ist doch gut.
00:37:13: David Sigos Ja, dann schliessen wir mal hier.
00:37:15: David Sigos Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass wir das wieder mal aufgreifen und dann andere Aspekte davon vertiefen, weil ich merke, es hat nichts Angestaubtes und es ist nicht Suspekt, sondern es ist wie ein anderer Blickwinkel.
00:37:31: David Sigos Oft ist eigentlich alles erfunden und das Rad besteht und dann kann man das Rad von verschiedenen Seiten anschauen.
00:37:38: David Sigos Sehr schön.
00:37:39: David Sigos Ich danke dir und bis zum nächsten Mal.
00:37:39: Barbara Messer Ja, vielen Dank, lieber David.
00:37:41: Barbara Messer Bis zum nächsten Mal.
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